Fast beiläufig - aber nicht zufällig - führt der erste Teil des Ausstellungstitels zurück zu Here Comes the Sun, dem Sound einer Ära, in der technologische Entwicklung und Expansion voranschreiten, Erderwärmung und Transhumanes im Singsang von Optimierung und Kapitalisierung aber schon verborgen mitschwingen.

Später erst erfasst die grosse globale Erzählung das Anthropozän. Mit Disaster and Desire wird klar, dass als Ursache wie auch als Wirkung sowohl Katastrophe als auch Begehren neue und andere Zukunftsversionen begleiten werden. 

Im Feld der Kunst scheint eine Realismusdebatte zunächst wenig sinnvoll. Doch längst dringt sie mit den digitalen, ökologischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in die Abstraktionen und Reduktionen der Welt ein und trifft dort mit voller Wucht auf die stumme Isolation komplexer Subjektivität, die dem künstlerischen Werk eigen ist. Arbeiten sprechen und stehen für sich.

Vor diesem Hintergrund entsteht die Installation im Kunstraum Engländerbau als eine Setzung aus Objekten und Bildern: Weiße Plattformen, Volumina oder Inseln werden im Raum gestreut. Sie rekurrieren auf geometrische Grundformen und gekrümmte Flächen, schaffen Bezugsfelder zu physikalischen Größen und Messdaten, zu Malerei, Prints und Projektion. 

Die gezeigten Arbeiten beziehen sich auf das Innere technischer Instrumente im Zusammenhang mit physikalischen Parametern. Sie befragen poröse Deutungsmöglichkeiten und betreiben Deutungsverweigerung. Dennoch thematisieren sie Kipppunkte, Tipping Points.

There Comes the Sun / – Disaster and Desire transformiert den Kunstraum in eine Beobachtungsstation, ein Versuchsfeld. 

In dieses begibt sich Riki von Falken, Tänzerin und Choreografin aus Berlin, mit ihrer Performativen Intervention zur Eröffnung der Ausstellung am 8. August 2023. 

Im Ausstellungsgespräch Was sind Daten? am 26. September 2023 sprechen Christiane Meyer-Stoll, Kunsthistorikerin und Chefkuratorin am Kunstmuseum Liechtenstein und Agnes Fuchs über Daten in Technik, Naturwissenschaften und Kunst.      

(Text: Agnes Fuchs, Juli 2020)

Das Projekt wurde vom österreichischen Bundesministerium für Kunst gefördert.