Um die Liechtensteinische Gesellschaft für Photographie ist es über einen langen Zeitraum ruhig gewesen. Letztes Jahr aber ist sie sozusagen reanimiert und damit neu aktiviert worden. Mit 22 Mitgliedern weist der Verband nun eine Dichte auf wie noch nie in seinem Bestehen. 19 davon sind mit Werken in der Sommerausstellung 2010 des Kunstraums Engländerbau vertreten. Für die BesucherInnen ergibt sich dadurch die Möglichkeit, ein fast vollständiges Bild über die Vielfalt und die Qualität des Schaffens der Liechtensteinischen FotografInnen zu gewinnen. Die Digitalisierungstrends und das Internet haben auch im Bereich des fotografischen Gewerbes und der Kunstfotografie keinen Stein auf dem anderen stehen lassen. Der klassischen Fotografie wurden unzählige Grabreden gehalten. Erst nach und nach offenbarte sich die ganze Tragweite der Möglichkeiten, die sich mit dem Technologieschub ergeben. Heute arbeiten praktisch alle Fotoschaffenden digital, - bis auf die wenigen Ausnahmen, die der Analogfotografie aus konzeptionellen und bestimmten ästhetischen Gründen nach wie vor ihren Platz einräumen. Gerade die jungen FotgrafInnen, die die Analogfotografie nur noch vom Hörensagen kennen, haben auch der Liechtensteinischen Gesellschaft für Photografie neue Impulse gebracht. Alte Strukturen und Verkrustungen wurden abgebaut, die heimische Szene durch neue Sichtweisen und Perspektiven belebt. Die technische, thematische und werkstrategische Durchmischung der im Engländerbau nun vertretenen Positionen spricht Bände. Das inhaltliche Spektrum reicht von der Reportage- über die Porträt-, Werbe- und Landschaftsfotografie bis zur Kunstfotografie. Die Ausstellung führt die starke aktuelle Präsenz der liechtensteinische Fotografie eindrücklich vor Augen. Und sie beweist: Qualitätsfotografie, in welcher Ausprägung auch immer, wird immer Bestand haben. Karlheinz Pichler, Juli 2010